96 Intellektuelle aus aller Welt drücken in einem offenen Brief ihre Besorgnis aus
96 Intellektuelle, Künstler*innen und Journalist*innen aus Lateinamerika, den Vereinigten Staaten, Kanada und Europa drückten in einem offenen Brief ihre Besorgnis über die Entscheidung der Regierung von Daniel Ortega und Rosario Murillo aus, Ärzte und Krankenhauspersonal zu entlassen, „nur weil sie ihre kritische Meinung zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie geäußert haben“, und schrieben, sie sollten sofort wieder eingesetzt werden.
Regierung lehnte Spenden für Schutzausrüstung ab
„Mindestens fünfzehn Ärzte, alle an vorderster Front, mit umfangreicher Erfahrung und jahrelanger Tätigkeit in ihren öffentlichen Krankenhäusern, wurden in den letzten Wochen ohne Erklärung und ohne Begründung entlassen, nachdem sie zusammen mit vielen anderen medizinisch Tätigen die Forderung unterschrieben haben, die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation für das Management der Pandemie anzuwenden, Empfehlungen, die Ihre Regierung ignoriert hat“, heißt es in dem offenen Brief. Die Unterzeichnenden, darunter der Nobelpreisträger für Literatur, Mario Vargas Llosa, glauben, „dass es ein Verbrechen ist, Medizin und Wissenschaft zu politisieren“, weil „wissenschaftliches Wissen über Politik herrschen muss.“
Sie bedauern, dass die Regierung in Nicaragua ihr Gesundheitspersonal bei dessen mutiger Behandlung der Covid-19-Patienten in Gefahr gebracht hat, indem sie keine angemessene Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt und sogar entsprechende Spenden abgelehnt hat. Sie fordern Schutz für das Gesundheitspersonal.
Höchste Todesrate von ganz Zentralamerika bei medizinischem Personal
In dem Brief weisen sie darauf hin, dass Nicaragua die höchste Todesrate bei Ärzt*innen und Krankenschwestern in Zentralamerika aufweist. „Trotz dieses hohen Risikos bietet das Gesundheitspersonal trotz mangelhafter Bedingungen weiterhin Dienstleistungen an“, heben sie hervor. „Anstatt Anerkennungen erhalten sie ungerechtfertigte Kündigungsschreiben, die uns zwingen, unsere Stimme in Solidarität mit ihnen und dem Volk von Nicaragua zu erheben. Als Herrscher und Beamte, die Sie sind, bitten wir Sie, Ihr Gesundheitspersonal zu unterstützen, zu respektieren und zu schützen und sich der weltweiten Anerkennung der lobenswerten Arbeit dieser tapferen und wertvollen Fachleute anzuschließen.“
Sie erklären: „Diejenigen von uns, die hier unterschreiben, verurteilen die Entlassung von Ärzten und jede andere Handlung, die das prekäre Gesundheitssystem Nicaraguas weiter schwächt. Wir lehnen die Handlungen Ihrer Regierung kategorisch ab, die ein dunkles Vermächtnis für die Achtung und die Meinungsfreiheit der Ärzteschaft darstellen.“ Sie fordern, dass die Verfolgung beendet wird und dass die Ärzteschaft wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt“, „weil es ein Verbrechen ist, das die Medizin politisiert, noch mehr inmitten dieser schrecklichen Pandemie. Das nicaraguanische Volk sollte nicht weiterhin krank werden und an der Ausbreitung eines Virus sterben, der durch geeignete Maßnahmen verhindert werden kann. Inmitten dieser Pandemie sollte die Rettung des Lebens eures Volkes über jedem anderen Interesse und jeder anderen Überlegung stehen“ , so der Appell des offenen Briefes.
Unterzeichnende sind neben Vargas Llosa u. A. der Schriftsteller Salman Rushdie, die deutsche PEN-Präsidentin Regula Venske, die Menschenrechts-Aktivistin Bianca Jagger, die britische Schauspielerin und Aktivistin Julie Christie, um nur einige zu nennen.
(Übersetzung eines Artikels aus Confidencial vom 18. Juni 2020)