Eine Gruppe nicaraguanischer Asylsuchender in Hamburg hat am 1. Dezembersonntag eine Mahnwache auf dem Jungfernstieg organisiert. Unterstützt wurden die mittelamerikanischen Frauen und Männer von einigen Aktiven der Hamburger-Nicaragua-Solidarität.
Aktueller Anlass für die Mahnwache, die in eisiger Kälte stattfand, ist die erneute rapide Verschlechterung der Menschenrechtslage in Nicaragua. Nachdem im Juni ein Großteil politischer Gefangener im Rahmen des nicht unumstrittenen Amnestiegesetzes freikam, sind zu den rund 80 inhaftiert gebliebenen mittlerweile wieder doppelt so viele dazu gekommen. Der im Exil lebende nicaraguanische Journalist Héctor Mairena spricht in seinem Blog Análisis y Noticias de Nicaragua Diciembre 3, 2019 von mittlerweile wieder 161 politischen Gefangenen – zuletzt 13 junge Mitglieder der oppositionellen Sammelbewegung Unidad Azul y Blanco, darunter auch die Studentenführerin Amaya Coppens, die erst im September auf einer Veranstaltung des Nicaragua Vereins Hamburg sprach und die nun zum zweiten Mal inhaftiert wurde, sowie der Neffe von Dr. Ernesto Medina.
Über all das wurden während der Mahnwache Passanten am Jungfernstieg aufgeklärt. Der Informationsbedarf war bei den Interessierten groß, da die Berichterstattung der allgemeinen Medien in Deutschland Nicaragua wieder aus den Augen verloren hat. Die OrganisatorInnen der Mahnwache hatten auf dem Pflaster unterstützend ein Tableau arrangiert, das die katastrophale Menschenlage veranschaulichte und so Gesprächsanlass bot. Hinter Zetteln mit den Namen von seit Beginn der Proteste im April 2018 getöteten Studenten und Schulkindern waren Turnschuhe platziert. Dazu ausgedruckte Fotos politischer Gefangener und kleine Wasserflaschen. Sie standen symbolisch für die Verhaftungen in der Nacht des 14. November. Die verhafteten jungen Leute hatten den in einer Kirche hungerstreikenden Müttern politischer Gefangener Wasser bringen wollen, nachdem die Behörden in Masaya ihnen zuvor Wasser und Elektrizität abgestellt hatten.
Zwei Tage nach der Mahnwache in Hamburg wurde über Berichte in den oppositionellen Tageszeitungen Nicaraguas bekannt, dass Amaya Coppens und ihre Mitgefangenen vom 14. November folterähnlichen Bedingungen in dem Gefängnis El Chipote in Managua ausgesetzt sind. So klagt der Vater von Amaya Coppens an, dass die Gefangenen unter ständiger Beleuchtung gehalten würden. Darüber hinaus werde ihnen die Versorgung mit Medikamenten verweigert und das Essen werde einfach auf den Boden der Zelle geworfen. Zudem würden sie immer wieder in so genannte Strafzellen verschleppt und von den Wärterinnen misshandelt.
Speziell zu Amayas Situation erklärte ihre Mutter, dass sie als Eltern verlangten, dass das Internationale Rote Kreuz Zugang zu ihrer 25-jährigen Tochter erhalte, damit sich die Helfer ein Bild von dem Gesundheitszustand machen könnten. Ihrer Tochter gehe es sehr schlecht, da notwendige blutdrucksenkende Medikamente ihr nicht verabreicht würden.
Zusätzliche Quellen für diesen Bericht waren:
Héctor Mairena 3.12.19:
La Prensa, 3.12.19
Hier noch ein Link zu einem aktuellen Protestsong